ECM JAZZnight

Vijay Iyer Sextet
Nik Bärtsch's Ronin

Sonntag 11. November 2018
20:00, Albert Mangelsdorff Foyer
Array

Vijay Iyer Sextet Vijay Iyer Klavier, Fender RhodesGraham Haynes Kornett, Flügelhorn, ElektronikSteve Lehman AltsaxophonMark Shim TenorsaxophonStephan Crump KontrabassTyshawn Sorey SchlagzeugNik Bärtsch's Ronin Nik Bärtsch Klavier Sha Bassklarinette, AltsaxophonThomy Jordi BassKaspar Rast Schlagzeug

Mit dem Vijay Iyer Sextet und Nik Bärtsch’s Ronin dürfen sich Jazzfreunde auf ein spannendes Doppel freuen. Nik Bärtsch wurde in Zürich, Vijay Iyer in New York geboren, das markiert geographisch den musikalischen Abstand. Doch der vermeintliche Provinzler gestaltet auf seinem jüngsten Album ›Awase‹ Stücke, die manchmal urbaner klingen als die seines Kollegen aus der amerikanischen Kultur-Metropole.
›Awase‹, ein Ausdruck aus der Kampfkunst, bedeutet ›verschmelzen‹ oder ›harmonisieren‹, Energien aufeinander abstimmen – eine treffende Metapher für die Präzision, die mosaikartigen Grooves und den graziösen Minimalismus von Nik Bärtsch’s Ronin. Sechs Jahre sind vergangen, seitdem die Schweizer ihr letztes Album veröffentlicht haben. Vom Quintett zum Quartett verkleinert und um den Bassisten Thomy Jordi erweitert, hat sich die Gruppe in dieser Zeit fast unmerklich gewandelt. Bärtsch selbst spricht von einer neu gefundenen Freiheit und Flexibilität im Umgang mit dem Material, von »größerer Transparenz, mehr Interaktion, mehr Freude bei jeder Performance«. Und hält auf ›Awase‹ mit ›Modul 58‹ ein Stück bereit, das mit einer fantastischen Bassfigur die ersten vier von gut 18 Minuten beginnt, sich aus der beinahen Taktlosigkeit in fulminante Rhythmik, in einen wahren Groove befreit und fast wie nebenbei wunderbar gläserne Melodien entwickelt. Bärtschs Piano dient dabei mitunter nur als Rhythmus-Instrument, übernimmt zusehends aber auch die nicht vorhandenen Gesangspartien. Zu seinem Ende hin gerät das Stück lustvoll aus dem Ruder und verliert sich gar in Funky Tunes.

Vijay Iyers energiegeladene Veröffentlichungen haben international viel Lob erhalten. Und doch erreicht der Pianist und Komponist mit "Far From Over", eingespielt im dynamischen Sextett, ein neues Level. Er treibt jene künstlerische Entwicklung weiter, die den englischen ›Guardian‹ dazu brachte, ihn »einen der weltweit einfallsreichsten Jazzpianisten der neuen Generation“ zu nennen. Das Magazin ›New Yorker‹ bezeichnete ihn als »extravagant begabt« und einen »glänzenden Eklektiker«. Das Album "Far From Over" präsentiert sein Sextett aus virtuosen Improvisatoren – mit den Bläsern Graham Haynes, Steve Lehman und Mark Shim und einem Rhythmusgespann aus Bassist Stephan Crump und Tyshawn Sorey. Dabei nutzt die Gruppe die Fülle der Jazzhistorie, um zur gleichen Zeit in die Zukunft zu blicken. Das Spektrum der Musik reicht von explosiv bis zu elegisch, wobei melodiöse Hooks, rhythmische Kraft und ein urwüchsiger Spirit zur Faszination des Ganzen beitragen. »Diese Gruppe hat eine Menge Feuer in sich, aber auch Erdiges, denn ihre Klänge, Timbres und Texturen haben eine solche Tiefe«, sagt Iyer. »Und es gibt auch Luft und Wasser. Diese Musik ist in Bewegung.«

Präsentiert von Journal Frankfurt