Alexander Melnikov, Klavier

Montag 04. Februar 2019
20:00, Mozart Saal
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Johann Sebastian Bach Chromatische Fantasie und Fuge BWV 903Carl Philipp Emanuel Bach Freie Fantasie fürs Klavier fis-Moll Wq 67Wolfgang Amadeus Mozart Fantasie c-Moll KV 475
Fantasie c-Moll KV 396 (Fragment)
Felix Mendelssohn Bartholdy Fantasie fis-Moll op. 28 "Sonate écossaise"Frédéric Chopin Fantasie f-Moll op. 49Alfred Schnittke Improvisation und FugeAlexander Scriabin Fantasie op. 28

Immer wieder kann man lesen, Bach hätte sich über einen modernen Steinway und seine Möglichkeiten gefreut. Wahrscheinlich wäre Bach auch ein Auto anstelle der holprigen Kutsche willkommen gewesen – leider hätte er angesichts der schlechten Straßen und der fehlenden Tankstellen nicht viel Freude an dem Gefährt gehabt… Abseits der Sinnhaftigkeit solcher Spekulationen führt dies aber zur immer wieder aktuellen Frage, auf welchem Instrument man Bachs Werke für das „Clavier“ heute wiedergebe solle, ob das Cembalo oder der Flügel die richtige Wahl sei.

Die Antworten spiegeln die fast 200 Jahre der Bach-Renaissance, die Mendelssohn mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion 1829 angestoßen hat. Selbstverständlich spielte man das Wohltemperierte Klavier, die Suiten und die Toccaten auf den um 1840 vorhandenen Flügeln – spielbare Cembali existierten nicht mehr. Anfangs des 20. Jahrhunderts baute man dann Cembali mit Stahlrahmen, die es so nie gegeben hatte und wähnte sich Bach näher als zuvor. Es dauerte nochmal 80 Jahre, bis man Kopien „echter“ Cembali der Barockzeit herstellte – und wieder war man Bach ein klein wenig näher.

Heute wissen wir, dass Bach sehr experimentierfreudig war; in seinem Nachlass sind – unter anderem – fünf verschiedene Cembali aufgeführt, zwei Lautenklaviere und ein Spinett. (Bei dieser Gelegenheit fragt man sich, wo all diese Instrumente in der beengten Kantorenwohnung untergebracht waren…) Bei seinem Besuch in Potsdam beim Alten Fritz 1747 interessieren ihn die gerade neu gebauten Kielflügel aus der Werkstatt von Silbermann; ein Jahr vor seinem Tod verkauft er ein eigenes Silbermannsches „Fortepiano“ nach Polen. Die Geschichte des Klavierbaus ist ein ständiges Weiterentwickeln, an dem die Komponisten entscheidenden Anteil hatten. Mozart war genau wie Beethoven immerfort der Suche nach dem bestmöglichen Hammerklavier, für Chopin wurden in der Manufaktur von Pleyel in Paris die ersten „modernen“ Konzertflügel gebaut, und Sergej Rachmaninov beriet die Firma Steinway & Sons in Fragen der Anschlagskultur.

Alexander Melnikov präsentiert nun eine ganze Galerie von Tasteninstrumenten, um die Werke von sieben Komponisten zwischen Bach und Schnittke im historisch „richtigen“ Klanggewand spielen zu können. Man darf gespannt sein, wie authentisch sich Mendelssohns Fantasie fis-Moll auf einem äußerst selten zu hörenden Simon-Flügel von 1825 ausmacht!

Konzertdauer: ca. 2 Stunden inkl. Pause