Mein Lieblingsstück

Jörg Bong und Dr. Claudia Nagel stellen ihre Lieblingsstück vor

Samstag 21. April 2018
11:00, Mozart Saal
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Olivier Messiaen „Quatuor pour la fin du Temps“
5. Louange à l’Éternité de Jésus, für Violoncello und Klavier
Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 6 B-Dur op. 18,6
3. Scherzo. Allegro
4. La Malinconia: Adagio – Allegretto quasi Allegro

Der Verlegerische Geschäftsführer des S. Fischer Verlags, Dr. Jörg Bong, ist zu Gast im bereits dritten „Lieblingsstück“ dieser Saison. In Bonn und Frankfurt hat er Germanistik, Philosophie, Geschichte und Psychoanalyse studiert. Er promovierte in Frankfurt über den Begriff der Phantasie und ästhetische Fragen zwischen Spätaufklärung und Frühromantik im Werk von Ludwig Tieck. Von 1992 bis 1996 zeichnete er für die Reihe der „Poetik-Vorlesungen“ an der Frankfurter Goethe-Universität verantwortlich. Für den S. Fischer Verlag ist er bereits seit 1997 tätig. Seit 2002 der Geschäftsführung angehörend, ist er seit 2014 der Verlegerische Geschäftsführer des Verlags. Er lebt und arbeitet in Frankfurt und hat sich als Autor und Herausgeber einen Namen gemacht.
Der fünfte Satz „Louange à l’Éternité de Jésus“ aus Olivier Messiaens Jahrhundertwerk „Quatuor pour la fin du Temps“ ist sein „Lieblingsstück“. Messiaen hatte das Werk in deutscher Kriegsgefangenenschaft nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 begonnen. Auf einem Feld bei Toul, westlich von Nancy, waren Tausende von erschöpften Soldaten zusammengepfercht. Während sie auf den Abtransport in ein Lager in Schlesien warteten, brachte der Klarinettist Henri Akoka unter freiem Himmel den späteren dritten Satz des Werkes zur Uraufführung. Das gesamte Quartett wurde schließlich im Januar 1941 im Lager in der Nähe von Görlitz uraufgeführt. Inspiriert ist das Werk von der Offenbarung des Johannes. Messiaen hatte das Quartett zur Erinnerung an jenen, das Ende jeglicher Zeit verkündenden Engel komponiert.

Dr. Claudia Nagel ist der zweite Gast. Als Expertin für Strategie- und Veränderungsprozesse berät sie sowohl Unternehmen als auch Führungskräfte. Nach einer Banklehre und einem Studium der Betriebswirtschaft in Köln und Paris (HEC) promovierte sie zum Dr. phil. in Organisationspsychologie. Zudem absolvierte sie ein Post-Graduate Studium am ISAP in Zürich und ist Psychoanalytikerin. Nach Stationen im Investmentbanking und Consulting führt sie seit über zehn Jahren ihr Beratungsunternehmen Nagel & Company Management Consulting. Zudem ist sie Gastprofessorin an der Hull Business School und lehrt im In- und Ausland.
Sie wünscht sich den letzten Satz aus Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 18,6 „La Malinconia“. Weder bei Haydn noch bei Mozart hat ein Finalsatz eine Überschrift. Auch der Aufbau des Satzes fällt völlig aus dem Rahmen des Üblichen, da der langsame Einleitungsteil nicht bloße Einleitung ist, sondern verkürzte Einschübe gegen Ende des darauffolgenden Allegrettos, einem Tanz-Satz, dem der damals modische „Teutsche“ zugrunde liegt, noch einmal erklingen. Das Adagio lässt harmonisch alles Vergleichbare jener Zeit hinter sich. Um 1800 ist Beethoven durch sein eintretendes Gehörleiden stark beeinträchtigt. „Malinconia“ (Melancholie) entsteht aus der plötzlichen Vereinsamung heraus, zu der sich Beethoven durch sein Gehörleiden selbst verdammte - er mied fortan jegliche Gesellschaften.

Im Gespräch der „Wünschenden“ mit Ernst August Klötzke, Vizepräsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und Professor für Musiktheorie, soll das Publikum erfahren, warum das betreffende Werk das Lieblingswerk ist, welche emotionale Verbindung die Wünschenden zu ihm haben, wann und wo sie es kennen gelernt haben, in welchen Lebenssituationen es ihnen wichtig war/ist, ob es mit einem bestimmten Interpreten verbunden ist, ob sie mehrere Lieblingsstücke haben und vieles mehr. Das Lieblingsstück muss im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten aufführbar sein, das heißt ein Solowerk, Kammermusik oder ein Lied; dies wird im Vorfeld von den jungen Künstlern erarbeitet.

Veranstaltungsdauer: 90 Minuten ohne Pause