"Wohltemperiert - nicht nur für Klavier":
Originale und Bearbeitungen

Donnerstag 28. März 2019
20:00, Mozart Saal
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Rein gestimmt oder temperiert – was soll das für ein Unterschied sein? So denkt sich der Laie, bis er eine Orgel aus dem 16. Jahrhundert hört und ein lichtes C-Dur neben einem kernigen Es-Dur, ein himmelsgleiches A-Dur neben einem verschatteten h-Moll erleben darf. Jede Tonart klingt deutlich anders – aber welche Misstöne: As-Dur, fis-Moll, Cis-Dur – eine Pein für die Ohren, völlig verstimmt, nicht spielbar! Diese Orgel ist rein gestimmt und der Preis dafür eine begrenzte Anzahl von spielbaren Tonarten. Für mutige Modulationen über mehrere Stationen brauchte es im ausgehenden 17. Jahrhundert ein neues Stimmungs-Modell, und das hatte Andreas Werckmeister 1691 erfunden.

„Temperiert“ bedeutet nichts anderes, als dass die Halbtöne alle den gleichen Abstand voneinander besitzen – jedoch um den Preis, dass alle Intervalle mit Ausnahme der Oktav ein klein wenig unsauber klingen. Der Nutzen von Werckmeisters neuer Stimmung: Es war nun möglich, auch in entlegenen Tonarten zu spielen, ohne dass die Akkorde scharf oder falsch klangen.

Die Komponisten waren begeistert, nur zwei Jahre später benutzt Pachelbel in seinen Suitensammlungen 17 Tonarten, J. K. F. Fischer spinnt 1702 den Faden der „Ariadne musica“ durch 19 Dur- und Moll-Tonarten, und Johann Mattheson legt in seiner „Exemplarischen Organistenprobe“ von 1719 Generalbass-Übungen in allen 24 Tonarten vor. Bach konnte also 1722 bei seinem Wohltemperierten Klavier auf Vorbilder zurückgreifen, sowohl was den Umgang mit der gesamten Palette der Tonarten anging als auch in der Kombination von Präludium und Fuge.

Er war nicht der Erste, aber auch nicht der Letzte, der sich das „Wohltemperiert“ kompositorisch zunutze machte. Schon Chopin greift mit seinen 24 Préludes op. 28 die Idee auf, im 20. Jahrhundert schreiben Rodion Schtschedrin und Dmitri Schostakowitsch jeweils 24 Päludien, und 1942 zeigt Paul Hindemith in seinem Ludus tonalis, wie man mit dieser Vielfalt von Tonarten originell umgehen kann.

All das wird das Konzert der Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt zeigen, aber noch viel mehr, denn zahllos sind die Bearbeitungen, die Bachs Werk erfahren hat. Schon Mozart hatte mehrere Fugen für Streichquartett bearbeitet, Saxophon-Ensembles, Blechbläser-Formationen und Jazz-Chöre finden Gefallen an der vertrackten Kontrapunktik, und natürlich darf das epidemische Ave Maria nicht fehlen – eine wunderbare Melodie von Monsieur Gounod, zu der Bach eine Begleitung komponiert hat… Es gibt viel zu entdecken.

Konzertdauer: 1 Stunde 50 Minuten inkl. Pause

Mit freundlicher Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung

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