Musikfest Fremd bin ich...
Sir András Schiff, Klavier
Johann Sebastian Bach Capriccio sopra la lontananza del suo fratello diletissimo B-Dur BWV 992Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 26 Es-Dur op. 81a „Les Adieux“Béla Bartók Sonate Sz. 80Franz Schubert Sonate Nr. 19 c-Moll D 958Leós Janácek 1. X. 1905 – Z ulice dne 1. října 1905 (Sonate für Klavier)
19.15 Uhr, Großer Saal
Konzerteinführung von Christian Kabitz
Wie es wohl dem „sehr geliebten Bruder“ in der Fremde ergehe, fragt sich Johann Sebastian Bach im „Capriccio sopra la lontananza del suo fratello dilettissimo“. An den Beginn seines Soloabends im Rahmen des Musikfests stellt Sir András Schiff die erstaunlich programmatische Komposition des Barockmeisters. Die Form dafür: eine zarte Fuge, denkbar weit entfernt von den Seelennöten, die Franz Schuberts Wanderer in der Fremde durchlebt. Dennoch: Abschied und Flucht sind die Themen der Klavierwerke aus drei Jahrhunderten, die Schiff ausgewählt hat. Auch Beethovens Klaviersonate Nr. 26 erzählt von einem Aufbruch ins Ungewisse – der nicht ganz freiwillig erfolgte. Denn Anlass für Beethovens Sonate „Les Adieux“ („Das Lebewohl“) war die Flucht des Erzherzogs Rudolf vor den napoleonischen Truppen aus Wien. Den Reflex auf einen schmerzlichbrutalen Abschied komponierte Leoš Janácek seiner Sonate „1. X. 1905“ ein: Er widmet seine erschütternde Komposition dem von Regierungstruppen während Demonstrationen in Brünn getöteten Arbeiter František Pavlík. Die letzten Klänge des Abends gehören freilich dem zentralen Komponisten des Musikfests: Schuberts späte c-MollSonate D 958 markiert seinen persönlichen Abschied – als eine der drei letzten großen Sonaten aus dem Todesjahr zählt sie mit zum musikalischen Vermächtnis des Komponisten.
Veranstaltungsdauer: 2 Stunden inkl. Pause
Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde der Alten Oper Frankfurt